Tagebuch 1830 bis 1831 - Seite 133

 

 


 

Die Tage vergehen mir jetzt sehr schnell, obgleich
ich jetzt nicht mehr so viel zu thun habe, als vor
ein[igen] Tagen. Der Examen ist vorbei und
schon ist bestimt, wer nach Secunda versetzt ist. Wenn
ich nur dabei wäre, was würde sich mein lieber Va=
ter und meine gute Mutter freuen. Könte
ich doch all den Kummer, welchen ich ihnen bereitet
habe, wieder gut machen, wie gerne würde ich
alles erfülln. Jetzt in der Ferne von dem Va=
terorte wird der Werth der Eltern erst recht kost=
bar und gern möchte ich stets um sie sein, und
alles, was sie an mir Gutes gethan haben
wider zu vergelten. Die Tage schwinden mir
jetzt kurz dahin und schon nahet Ostern, wo
ich so de lieben Eltern wieder sehen soll.
Nicht so vergnügt, wie in Weihnachten werde ich die
väterliche Schwelle betreten können, nicht so mit
kindlicher Liebe wie
in fröhlicher Stimmung
werde ich die Hause genossen begrüßen, sondern
die Familienverhältnisse, die uns früher
so fest aneinander gekettet hatten, sind beinahe
aufgelöst und nur ein schwacher, schwacher Faden
hält den Überbleibsel davon zusammen.
Es ist gestört worden durch ein Geschik, welches
kein Mensch hätte errathen können.
Ob jemals wieder die Freude in unsr[em] Hau=
se wieder kehren werde, ob jemals der na=
gende Kummer mein[e] Elter[n] sich entfernen werde,
ob jemals das Leben meiner unglücklichen
Schwester ganz wieder kehren werde aufgehoben hergestellt werde:
ach! in der Zukunft sehen die Tage grau
und verwelkt aus, aber wer weiß ob es nicht ein Prüf=
stein sein soll, der uns aus Liebe gesandt ist. Alle
Fügungen werden wir Gott überlassen und er wird es machen,