Tagebuch 31.07.1831 bis 20.12.1831 - Seite 57

 

 

Wenn mich Schwermuth umhüllet
    In langen, einsamen Nächten,
Trostlos mein Auge dann weint.

Dann umschwebest Du mich
    Mahnest mich zürnend und trauernd
An den heiligen Schwur.

Selbst die Rose soll einst
    Auf meine Asche hernieder
Neigen Dein himmlisches Bild.1

Dienstag 16 August in der französischen
Stunde geschrieben vor Sehnsucht:

Die ersten Tagen von der Heimath,
wo die Eltern, Geschwister und Anverwandten
stets um mich waren, sind schwer und
traurig. Die Erinnerung an die Jugendge=
gend und das Andenken der Freunde
hat mir dort ein bleibendes Denkmal
gestiftet. Das öftere Wiedersehen der
Heimath macht die Sehnsucht nur noch
stärker und doch muß es sein, daß ich sie
später hin für ewig meiden muß.
Wäre ich nicht so oft nach Hause, so würde
die Sehnsucht nicht so stark sein, weil


1 Gedicht von Hermann Wilhelm Franz Ueltzen (1759-1808), zunächst anonym mit dem Titel Ihr erschienen, als volkstümliches Lied verbreitet, von Goethe paraphrasiert. Wie es scheint, hat Möhring den Text um einige Strophen fortgesetzt.