Die Tagebücher von Ferdinand Möhring

Transkritption und Digitalisierung – ein wissenschaftliches Projekt der Ferdinand Möhring Gesellschaft e. V.

Gefördert mit Mitteln des Landes Brandenburg, der Fontanestadt Neuruppin und der Sparkasse Ostprignitz-Ruppin.

Sie finden die Daten auch in der Deutschen Digitalen Bibliothek >>

Die Tagebücher

Wie sich dem Lebensbild Ferdinand Möhrings von Emil Möbis entnehmen lässt, hat der in Alt-Ruppin geborene Komponist in seinen Berliner Werde-Jahren (1830-1840) Tagebuch geführt.1 Möbis berichtete von acht stattlichen Bänden aus den Jahren 1830 bis 1838, auf die er sich bei der Abfassung seiner Biographie stützte. Aufgrund einer großzügigen Schenkung von Gerhard Szperalski (Solo-Cellist im WDR-Sinfonieorchester) befanden sich zwei dieser Bände von August 2020 bis Dezember 2021 im Besitz der Ferdinand Möhring Gesellschaft e. V.2. Die beiden Tagebücher umfassen den Zeitraum 1830-31 und 1834-35.

Bei Ferdinand Möhrings Tagebüchern handelt es sich um eine erstrangige historische Quelle nicht nur zur Biographie des Komponisten, sondern auch zur Musikgeschichte Berlins in den 1830er Jahren, zur Geschichte der Berliner Gewerbeschule von Karl Friedrich Klöden und des Königlichen Instituts für Kirchenmusik in Berlin sowie zur Ortsgeschichte von Alt- und Neu-Ruppin. Die Ferdinand Möhring Gesellschaft e. V. beschloss daher, diese beiden Bände vollständig zu transkribieren und zu publizieren. Das wissenschaftliche Projekt wurde durch das Ministerim der Finanzen und für Europa des Landes Brandenburg finanziell gefördert. Der Förderbescheid wurde am 18. August 2021 ausgestellt. Als Durchführungszeitraum für das Projekt ist der Zeitraum bis zum 31. Dezember 2021 festgelegt.

Geleitet wird das Editions-Projekt durch die Musikwissenschaftlerin Prof. Dr. Ulrike Liedtke, die zugleich die Vorsitzende der Ferdinand Möhring e. V. ist. Für die Transkription der in deutscher Schreibschrift abgefassten Tagebücher wurde durch eine Ausschreibung Klaus-Peter Möller vom Theodor-Fontane-Archiv in Potsdam gewonnen, der sich in den vergangenen Jahren durch verschiedene Projekte als Spezialist für die Transkription von Handschriften des 19. und frühen 20. Jahrhunderts ausgewiesen hat. Die Edition erfolgt auf der Internet-Seite der Ferdinand Möhring Gesellschaft e. V..

Als ein erstes Resultat der Projekttätigkeit konnte das Geburtsdatum Möhrings korrigiert werden.3 Am 18. Januar 1835 hielt Möhring in seinem Tagebuch fest: „Ich bin heute 20 Jahr alt.“ Demnach musste sein Geburtsdatum, das bisher überall mit 18. Januar 1816 angegeben war, auf 1815 korrigiert werden. Diese Vermutung konnte durch den Kirchenbucheintrag verifiziert werden, dem zufolge Wilhelm Friedrich Ferdinand Möhring am Donnerstag, dem 19. Januar 1815, morgens 2 Uhr in Alt-Ruppin geboren wurde.4 Seine Eltern waren Johann Friedrich Möhring, dessen Beruf als Engl. Stuhlmacher angegeben wird, und Charlotte Wilhelmine Möhring geb. Fritz. Es war also bisher nicht nur das falsche Geburtsjahr überliefert, Möhring hat auch zeitlebens seinen Geburtstag nicht an dem amtlich bestätigten Termin gefeiert.

 

Im Zuge der Recherchen für das Editionsprojekt wurden weitere wichtige Quellen erschlossen, darunter das Album Ferdinand Möhrings mit Eintragungen von Felix Mendelssohn Bartholdy, Niels W. Gade, Franz Liszt, Adolph Menzel, Wilhelm Taubert und zahlreichen anderen Zeitgenossen und Freunden sowie fünf weitere Bände des Tagebuchs. Das Album ist digitalisiert und über die Internetseite der Berliner Staatsbibliothek einsehbar.
Die fünf Bände des Tagebuchs lagen seit 1931 bzw. 1934 unbeachtet in den Sammlungen der Staatsbibliothek. Sie waren bisher noch nicht in den Online-Katalogen verzeichnet, und wurden erst durch eine detaillierte Anfrage des Projektteams an die Staatsbibliothek entdeckt, aufgrund deren der Mitarbeiter der Musikabteilung Roland Schmidt-Hensel auch die älteren handschriftlichen Kataloge der Staatsbibliothek konsultiert hat. Auf Beschluss der Ferdinand Möhring Gesellschaft wurden die beiden geschenkten Tagebücher dem historischen Bestand der Musikabteilung in der Staatsbibliothek zu Berlin
überlassen, so dass jetzt alle 7 Bände mit Verweis auf die Transkription dort aufbewahrt werden. Die Digitalisate sind auch über die Staatsbibliothek zu Berlin abrufbar.5 Ein weiterer, ursprünglich vorhandener Band des Tagebuchs ist verschollen.

Die Tagebücher Ferdinand Möhrings

1.1815-1830Berlin SBB: Mus.ms.autogr.theor. Möhring, F. 1 (1)
2.24.06.1830 – 30.07.1831Berlin SBB: Mus.ms.autogr.theor. Möhring, F. 1a
3.31. 07.1831 – 21.12.1831Berlin SBB: Mus.ms.autogr.theor. Möhring, F. 1 (2)
4.23.12.1831 – 29.05.1832Berlin SBB: Mus.ms.autogr.theor. Möhring, F. 1 (3)
5. verschollen
6.10.04.1833 – 07.07.1834Berlin SBB: Mus.ms.autogr.theor. Möhring, F. 1 (4)
7.07. 07.1834 – 18.08.1835Berlin SBB: Mus.ms.autogr.theor. Möhring, F. 1b
8.24.08.1835 – 16.08.1838Berlin SBB: Mus.ms.autogr.theor. Möhring, F. 1 (5)

Die Beobachtung zur Datierung des Geburtsdatums wurde auch durch die Eintragungen in den anderen Bänden bestätigt. Der Band 1 (1815 – 1830) beginnt mit folgenden Worten: „Es war am 18 Januar des Jahres 1815, an dem Tage, an welchem sich der erste König von Preußen zu Königsberg die Königskrone aufsetzte, als ich geboren wurde zu Alt-Ruppin etwa 9 Meilen nördlich von Berlin, im Ruppinischen Kreise, Regierungsbezirk Potsdamm, in der Mittelmark.“ Auch in anderen Bänden finden sich am 18. Januar entsprechende Eintragungen.

1 Emil Möbis: Ferdinand Möhring. Ein Lebensbild mit dem Bilde des Komponisten. Stolp: Hans Hildebrand 1893 (Greifswald, Universitätsbibliothek 570/EB 247). Zit. n. der neue Ausgabe Karwe, Edition Rieger 2015, S. 13.

2 Ruppiner Anzeiger, 9. September 2020

3 Ruppiner Anzeiger, 22. Februar 2021, Märkische Allgemeine Zeitung – Ruppiner Tageblatt, 1. März 2021

4 Kirchenbuchduplikat Alt Ruppin, Kr. Ruppin, 1805-1820, Potsdam BLHA Rep. 5, KB 522.

5  Staatsbibliothek zu Berlin - Ferdinand Möhring


Erläuterung der genutzten Transkriptions-Prinzipien

Ferdinand Möhrings eigene Seitenzählung ist lückenhaft und inkonsequent. Die Bände wurden teilweise später mit Bleistift paginiert. Vorhandene Seiten- oder Blattzählungen wurden angegeben. Wo keine durchgehende Zählung vorhanden war wurde eine Blattzählung fingiert (Bd. 2).

Zur Erzielung einer klaren Struktur erstellen wir für jede Seite, also auch für die Umschlagsseiten, einen Datensatz. Diese Datensätze bilden wir als Seite 1 bis Seite ... in der hier vorliegenden Edition ab.

Die Transkription folgt zeilen- und zeichengenau den handschriftlichen Vorlagen.

Die Verwendung von deutscher oder der lateinischer Schreibschrift wurde durch verschiedene Schriften markiert.

Chiffrierte Textpassagen wurden dechiffriert. Fremdsprachige Passagen wurden übersetzt, wo dies nötig schien.

Unterstreichungen des Verfassers wurden durch Unterstreichung dargestellt. Markierungen und Hervorhebungen, die nicht sicher zuzuordnen waren, etwa durch Anstreichungen mit Bleistift am Rand, wurden nicht wiedergegeben.

Hervorhebung durch Groß- oder Fettschreiben konnten nicht überall wie in der Vorlage wiedergegeben werden. Durch die synoptische Edition ist Nutzern eine Orientierung möglich.

Wo die Angabe von Währungseinheiten (Rtl., Sgr., Pf.) nicht durch die entsprechenden Abkürzungen, sondern nur durch Stellung erfolgte, mussten räumliche Anordnungen teilweise vereinheitlicht werden. Plazthalter wie ………….. oder „ „ „ wurden wiedergegeben, wo dies nötig und sinnvoll war.

Gestrichene Passagen wurden transkribiert, sofern sie zuverlässig lesbar waren.

Stellen, die nicht lesbar waren, wurden mit #...# markiert, bei gestrichenen Passagen mit #...#. 

Unsichere Lesungen wurden durch [?] markiert.

Selbst-Korrekturen wurden dargestellt, soweit das möglich war und sinnvoll schien.

Notwendige Eingriffe in den Text (Konjektur) wurden durch Fußnoten beschrieben. Solche Eingriffe erfolgten insbesondere, wo Möhring offensichtlich Buchstaben in der falschen Reihenfolge schrieb (Buchstabendreher).

In Ausnahmefällen wurde die Schreibung ausländischer Personennamen vereinheitlicht, was insb. bei den polnischen Personennamen nötig war.

Irrtüml[i]ch ausgelassene Einzelbuchstaben wurden mit  eckigen Klammern ergänzt, wo dies zweifelsfrei möglich war. Elisionen, Abkürzungen, Verschleifungen, End-Abkürzungen usw. wurden stillschweigend ergänzt, wo eine Markierung  nicht notwendig schien. Das betrifft auch verkürzt geschriebene Buchstaben wie das anlautende m (besonders in Band 2) und zu verkürzter Wiedergabe tendierende Wörter wie „und“, „mit“, „auch“ u. ä..

ck / k


 

 ck wurde nur dort geschrieben, wo Möhring wirklich ein deutliches „c“ ausgeschrieben hat. Es ist möglich, dass er das „c“ durch im Anstrich zum „k“ angedeutet hat, das ließ sich aber nicht zuverlässig  feststellen.
 

i / ie


 

  ie wurde nur dort geschrieben, wo Möhring wirklich ein deutliches „e“ ausgeschrieben hat. Es ist möglich, dass bei Wörtern wie „Klavier“ oder „Symphonie“ immer „ie“ gemeint war, das ließ sich aber nicht zuverlässig feststellen.
 

-n / -m

 

 Möhring war ein echter Märker, was sich auch an seiner Verwendung von Akkusativ und Dativ zeigt. Diese Eigenheit wurde auch bei der Konjektur von Endung[en] berücksichtigt, wo es möglich und sinnvoll schien.
 

ä, ö, ü

 

 Die Umlaute hat Möhring oft nicht markiert. Die Transkription hat sich bemüht, diese Eigenheit darzustellen, das war aber nicht konsequent möglich.
 
mm, nn und andere doppelte Konsonanten wurden wie in der Vorlage wiedergegeben, auch wenn nicht alle Bogen korrekt ausgeschrieben sind

 

Die Interpunktion entspricht der Vorlage, fehlende Zeichen wurden nicht ergänzt. In Ausnahmefällen wurden fehlende Anführungszeichen in eckigen Klammern ergänzt [„].
Zeichnungen, Noten usw. wurden mit in den transkribierten Text übernommen.

Zur Unterstützung der Transkriptionen wurden weitere Recherchen nötig, etwa bei der Verifizierung von Werk-Titeln (insb. von Opern und Theaterstücken), Figurennamen, Personennamen, geographischen Namen sowie bei Quellen-Verweisungen oder Literaturangaben Möhrings sowie bei außergewöhnlicher Lexik (seltene Ausdrücke der Pennäler-Sprache, regionale, mundartliche Ausdrücke u. ä.). Resultate von Recherchen wurden in provisorischen Stellenkommentaren (Fußnoten) festgehalten, besonders wo zur Ermittlung größerer Aufwand nötig war.