Tagebuch 1830 bis 1831 - Seite 159

 

 

vorüber und ein freundliches „Guten Abend“ war
ihr einfacher und stiller Gruß. Jetzt traten sie über
die modernde[n] Gebeine ihrer Vorelter[n] flüchtig
hinweg und ach! wie bald liegen sie in der Erde sc
Schooß und ihre Enkel vergnüg[en] sich noch spät über
zerfall[en[ und morschen Erde. Bau Alles um
her war still und trauernd, nur das Summen einzelner
herumschwärmender Käfer ertönte zwischen den eintönigen
Gebell der Hunde in der Stadt. Einzelne Glökchen
erschallten in der Ferne und eine niedrige Staubwolke
legte sich nach der Stadt. Dazwischen erscholl der einfäl=
tige und ungekünstliche Gesang des Hirten, der seine
Schaafe fröhlich und zufrieden nach Hause zurücktrieb.
Meine Gedanken wurden immer wehmüthiger gestimt
und ich stand auf, sahe noch einmal das Grab meines Bruders
und verließ die Todtenstätte

Nichts andres hat mich in diese Gemüthsstimmung versetzt
als das Schlaflied von Weber. Solche Harmonie
und solche figürliche Nachbildung des Schlafens in der Musik
ist kaum wieder nachzubilden. Auch er, dieser große
Mann: Carl Maria v. Weber ist dahin und mit ihm
vielleicht manch schöne Oper. So stirbt und verwelkt alles
in der Welt und nach einigen Jahren sind die herrlichsten
Männer und Menschen – vergessen.

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Noch muß ich erwähnen, daß ich bei der diesmaligen
Censur Sonnabend 9 Ap. 31 No 1 bekom[men]
haben und den 4 Platz. Als ich nach Tertia
kam hatte ich den 34 Platz, dann 20,
dann 9, dann 5 und zuletz 4 Platz, mit
den ich versetzt bin. In Secunda bin ich jetzt
der 12 von ob[en], nämlich auf 3ter Bank der 1 ste auf
der ersten sitzen nur 3; den die andren Plätze sind für die