Tagebuch 31.07.1831 bis 20.12.1831 - Seite 165

 

 

ich so früh Licht angesteckt hatte.
Um 9 ½ Uhr ging ich zu Bett, nachdem
ich zuvor in Schneiders Tonsetzkunst1
geknöllert2 hatte.

    Sonntag 13 Novbr.

Ich stand um 6 ½ Uhr auf. Um
9 Uhr ging ich zu Döltz, der mit mir
zu HE[rrn] Schmidt gehen wollte, bei
dem ich Zeichenstunde haben sollte.
In Dötzens Zeichenstube fand ich
ein paar alte Ruppiner Bekannte,
nämlich Brauns und Streichhahn,
die ihr Conducteur Examen3 machten,
und eben die Charte zeichneten. Da
HE[rr] Döltz gar nicht kam, so ging ich
wieder weg, aber so wie ich aus der
Hausthüre gehen wollte, kam seine
Frau die Treppe hinunter


1 Schneider, Friedrich: Elementarbuch der Harmonie und Tonsetzkunst. Ein Leitfaden beim Unterricht und Hülfsbuch zum Selbststudium der musicalischen Composition / von Friedrich Schneider, Musikdirector und Organist in Leipzig. – Leipzig : Bureau de Musique von C. F. Peters, [1820].

2 Es ist nicht gelungen, weitere Belegstellen für dieses Wort nachzuweisen, das vermutlich aus der Pennälersprache stammt.

3 Durch dieses Examen qualifizierten sich Architekten zum Condukteur. Baukondukteure waren zu Möhrings Zeiten niedere Baubeamte, denen die Bauaufsicht oblag. Condukteur scheint auch ein Titel gewesen zu sein. Möhrings Zeichenlehrer wird als Condukteur Döltz vorgestellt (Programm 1828, S. 96). Offenbar gab es verschiedene Grade, die durch aufeinander aufbauende Prüfungen erlangt wurden. Zu den Prüfungsinhalten gehörten architektonisches, Situations- und Planzeichnen. Die Schüler der Gewerbeschule waren durch den Unterricht in Zeichnen, Feldmeßkunst und eine vielseitige mathematisch-geometrische Ausbildung auf diese Prüfung vorbereitet. Nach dem Zedlerschen Lexikon (Bd. 61, 1749, Sp. 652) ist der Conducteur gemeinhin ein Zeichner, der „von allen Dingen einen Riß zu machen weiß“, wozu vollkommene Kenntnisse der Mathematik nötig seien.