Tagebuch 1831 bis 1832 - Seite 162

 

 

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zweite große periodische Blüthe des
deutschen Dichterwesens wird nun auch vorü=
ber sein, und mich dünkt, daß es mit Deutsch=
land eben so gehen wird, wie es nach den
Minnesängern zur Zeit der Hohenstau=
fen ging. Die späte Nachwelt wird
dann von uns reden, wie wir von den
Dichtern des Mittelalters denken.
Denn was soll nun kommen? Den
höchsten Gipfel hat die deutsche Dicht=
kunst erreicht; die Zierde ist gebrochen –
und nach und nach wird das Talent wieder=
einschlummer[n]. Es werden die Zeiten
der Meistersänger kommen – und dann
erhebt sich vielleicht die deutsche Sprache
wieder in einer andren Originalität. –

    Viele nach uns werden sich uns noch
glücklich schützen, daß wir mit Göthe
zusammengelebt haben.