Tagebuch 1831 bis 1832 - Seite 246

 

 

242

    Sonnabend 5 Mai. 32.

Auf Zureden Jeltschs gieng ich heute nach dem
Theater und zwar zum erstenmal nach dem
dritten Range, weil dieser mich darum
bat. Vorher sahen wir bein[a]h alle Schau=
spieler, als sie ankamen.

Es wurde erst: Freien nach Vorschrift,1
von Töpfer,2 gegeben. Das Lustspiel ist
wirklich ausgezeichnet, und fre es gründet sich
auf die Worte Göethes, daß man den
Weibern zart, od[er] verwegen entgegentreten
müßte; hilft dies nicht, so soll man
gleichgültig sein.3 Der Verfasser hat diesen
Spruch als wahr und unwahr dargestellt.
Der Philosoph Aug[ust]. Born ble = Krüger
bleibt bei gleichgültig bei der Sophie =
Fournier. Der Maler Born4 =
Freund5 schmachtet vor Sehnsucht nach der
Pauline = Lang, und Theodor Born =
Crüsemann erobert das Herz der
Louise = Schulz mit Sturm. Jere=


1 Freien nach Vorschrift. Lustspiel in vier Aufzügen. In: Carl Töpfers gesammelte dramatische Werke. Hrsg. von Hermann Uhde. Bd. 2, Leipzig: Duncker & Humblot 1873, S. 1-72.

2 Carl Töpfer (1792-1871), Schauspieler, Bühnendichter, Publizist, lebte ab 1824 in Hamburg.

3 Geh den Weibern zart entgegen, / Du gewinnst sie, auf mein Wort; / Und wer rasch ist und verwegen, / Kommt vielleicht noch besser fort; / Doch wem wenig dran gelegen / Scheinet, ob er reizt und rührt, / Der beleidigt, der verführt. (Goethe: Antworten bei einem gesellschaftlichen Fragespiel).

4 Ludwig Born, Bruder von August und Theodor Born.

5 Anton Freund (1798-1869), Schauspieler.