Tagebuch 1831 bis 1832 - Seite 67
65
meiner Schwester Grab streuen, da wollt ich mit mei=
nen Thränen die Blumen anfeuchten, wenn sie
rosig emporgewachsen, die Asche meiner Schwester um=
schatteten. Und ich wollte mich weinend beims bei
dem Untergang der Sonne auf den blumigen
Raum ihrer Hülle hinsetzen, wollte da zu
Gott beten, wollte ihre Gegenwart vom Himmel
erflehen und wollte sie in Gedanken noch lebend
küssen. O da gingen mir vor Wehmuth und
Liebe zu ihr die Augen über, und als ich erwachte,
weinte ich noch. –––––
Am Abend wollte ich zu Borchmann gehen;
es klingelte, –– es war Vater und HE[rr] Dölln.
Am Abend gingen wir ins Schauspiel. Erst
wurde gegeben der Kirmes, Musik von Tau=
bert.1 Dieser T.2 ist erst 18 Jahr alt und die
Musik ist ganz hübsch. Die Hauptpersonen
waren HE[rr] Hoppe, sang sehr gut, Devrient,
sang und spielte sehr gut, HE[rr] Ziesche ebenfalls
1 Die Kirmes. Komische Oper in einem Act von Eduard Devrient, in Musik gesetzt u. Sr. Excellenz dem Herrn General-Lieutenant von Witzleben ehrfurchtsvoll zugeeignet von Wilhelm Taubert. Op. 7. Vollst. Klavierauszug vom Componisten. Berlin: Trautwein o. J. Die Oper wurde 1832 uraufgeführt.
2 Wilhelm Taubert, 1811-1891, Pianist und Komponist.