Tagebuch 1834 bis 1835 - Seite 105

 

 

und eine allgemeine Verstimtheit hervorbrachte. Ich
war wohl in meinem Eifer zu aufgebracht
gewesen, und meine Worte waren mir schon leid,
indem ich dieselben sprach. Daß ich aber meinen
Ausspruch nicht so meinte, wie er von den
Andern aufgenommen wurde, kan ich allein nur
meinem Gewissen anvertrauen. Mutter kennt
mich, erwiederte auch darauf nichts. Um aber
der Sache ein Ende zu machen bot ich meinen
beiden Schwägern die Hand zur Versöhnung,
und das Äußere beider Mäner schien ruhig zu
sein, obgleich im Innern der Zorn gegen mich vielleicht
noch nicht gelegt war.

    Auch verließen meine Eltern den Ball schon
um 9 – 10 Uhr und ich allein blieb zurük,
weßhalb ich mich nicht so amüsirte, als ich mir wohl
versprechen konnte, besonders da Borchmann
und Wolf anwesend waren. Interessant war
mir die Bekanntschaft einiger jungen Da=
men, besonders aber wurde ich durch ein Fräulein
Hermine Hamel1 angezogen, die unser
Borchmann in beständiger Poussade hält.
Man legt dem Mädchen eine große Freundlich=
keit in den Zügen; das ist nun wohl sehr
wahr, aber darf man bei jetziger Zeit
ein freundliches Gesicht wohl als wahrhaft freundlich


1 Tochter des Stadtarztes Carl Wilhelm Hamel zu Fehrbellin?