Tagebuch 1815 bis 1830 - Seite 25

 

 

Unterschied so genau, daß ich nicht erst probi=
ren brauchte, welche Hand wirklich die
Linke war, und welche die Rechte). Nachdem
ich den Kratzfuß gemacht, so war die [übergeschrieben der] Stube Fleck, wo ich stand
voll schwarzen Sand, weil ich in den größten
Dreck durchging. Ueberhaupt kehrte ich
mich damals an kein Hinderniß, sondern
lief wie jene Thiere, schnurgrade, um
keinen Umweg zu machen. Alle lachten,
vorzüglich Frau Bürgermeisterin, und ich konte
gar nicht begreifen, wie solche Leute über
meine Artigkeit lachen konnten, und da
meine Lehrerinn befahl, daß ich mich setzen
sollte, so setzte ich mich, auf meinen
Stuhl, den ein jeder hinbringen mußte.
Meine zweite Schwester Auguste, war eben=
falls in dieser Schule aber sie war schon
früher hingekommen.

Ich lernte nach dem Zeugniß meiner
Lehrerin sehr leicht lesen, kam von
der Fibel ins Evangelien Buch und von
da nach dem brandenburgischen Kinder=
freund,1 was der höchste Punkt der Schule
war. Einst, als ich in der Schule war, wurde
ich nach Hause gerufen, indem man mir
sagte, der Storch wäre dagewesen und hätte


1 Vermutl. das damals häufig aufgelegte Lesebuch von Friedrich Philipp Wilmsen mit dem Titel Der Brandenburgische Kinderfreund. Ein Lesebuch für Volksschulen. Die 6. vermehrte Aufl. erschien 1809 im Verlag von Georg Decker, die 22. Aufl. 1832.