Tagebuch 1830 bis 1831 - Seite 122
Einzelne Bruchstücke aus meinem
Leben.
Reise nach Streelitz v J. 1829
Mein Vater wollte Geschäfte halber
eine Reise nach Neustreelitz machen,
und er beschloß mich und meine beiden
Brüder mitzunehmen. Wir fuhren
nämlich mit ein[em] einspänig[en] Wagen. Am
frühen Morgen um 2 Uhr verließen wir den
Hof. Es war eine rabenschwarze Nacht,
still und ruhig und ein dunkler Schleier
breitete sich auf der ganzen Flur. Ich fuhr
und mein Vater und meine beiden Brüder sa=
ßen hinten. Wir kamen in den großen
Wald, der von Ruppin beinah ohne
Unterbrechung bis zu dem mecklenburgischen
Dorfe Strassen1 sich entlang zieht.
Durch das dunkle der Wälder ward die
Finsterniß noch vermehrt und das einförmige
Klappern des Geschirrs störte nur die
einsame Ruhe der Waldthire und
der ganzen Umgegend. Immer düster[er] ward der
Wald und mit der Finsterniß wurde ich auch immer
unheimlicher und drängte mich ganz zurük an den
Gesäße des Vaters. Sie waren alle einge=
schlafen. Ich saß allein und mußte das Pferd
seinen ruhigen Weg verfolgen lassen, den es mit
u instinktmäßigen Triebe nahm.
1 Strasen.