Tagebuch 1830 bis 1831 - Seite 215
gingen auf dem Felde im Garten und im Schloßpark
spatzir[en]. Das Schloß hat 2 imposante Ansichten.
Wenn man die Chaussee mittig kömt, so sieht ei[nem]
runder Thurm mit ein[er] grün[en] Kuppel oben mit einem
fliegendem Mädchen1 und die Kuppel mit reichhaltigen
Verzierungen über die Bäume hinweg. Dies ist aber noch nicht
die schönste Ansicht. Kömt man aber von einer Straße,
die auf Schloß zu führt und die die Berliner
Straße rechtwinklich schneidet, so sieht man die
Vorder Ansicht des Schlosses. Der Grundriß im
Allgemei[nen] ist ein AE BD; C ist ein Thurm
und AG und FE vergoldete Gitter. Der Raum
von AB ED ist der Hof und auf G und wohl
auch F stehen grychische Streitkämpfer. Es
sieht in der Ferne völlich majestätisch aus, aber kömt
man erst selbst in den Schloßgarten, (der wirklich ungleichlich
ist) so und stellt sich auf eine Hohe Brücke, wo
denn ein spiegellheller, ziemlich großer See, der die
beistehende Form hat, so daß a die Brücke
und b der See und c das Schloß ist, so hat man den
schönsten Anblik. Der See wird von der schönsten
Gruppierung von Bäu[men] umgeben und m annichfaltig
spiegeln sich die ächten Tannen und gezogene Bäu[me]
in den spiegelhellen See. Man sieht sich beinahe
in Al Ritterthum versetzt und der Anblick des
Schlosses ist so alterthümlich und dabei so schön
und imposant, daß man an der gothischen Baukunst
zweifelt; aber wahrscheinlich trägt zu dem Anblik
noch die Umgegend bei; der angelegte Bach, die mär=
kische Sch Spree, der[en] Rauschen immerfort sich hört
und noch manches andere, was die Gefühle noch mehr erhöht.
Es war Schade, daß so schlechtes Wasser Wetter war; denn
sonst hätte ich mich noch mehr amüsirt. Nach 8 Uhr fuhren wir
nach Hause.
1 Fortuna.