Tagebuch 1830 bis 1831 - Seite 27
Bemerkung HE[rr] Saphir1 mus bei 14
Tagen Münsch München verlassen.
Hat Die Belgier haben eine Festung2 ge=
won[nen]; den 1000 Belgier (Beugekerls [?])
gingen auf 200 Man Holländer worunter
nur 8 Artilleristen. Sie haben sich indeß
teapfer gewehrt, wurden aber durch die Bür=
ger der Stadt verrathen. Die Feinde
kam[en] ohne Wissen d. Holländer in die
Festung und wurden nun alle gefangen genommen.
Das 16 Infanterie Regiment (Preußen)
sind nach in reinprovinzialische Stadt gerükt,
wo sie einstweilen bleiben werden (Ich habe
vergessen welche es war). Fer[ner] haben sich
50 Friesländer bei den holländischen
König gemeldet ihm freiwillig zu dienen, aber
er soll ihnen wie ihre weit[en] Rocke lassen,
damit sie sich frei willig bewegen können.
Es ist ein Bataillon Soldaten von
Studenten gebildet, welche die Profes=
soren inspcirt haben und einige
derselben haben sich als Anführer
von ihren Studenten hergegeben.
Heute Abend war Protz hier, Ich ging um 10
Uhr zu Bett (–)
Sontag den 21 Novembr
Ich stand heute vor 7 Uhr auf und übte
mich Klavier, dann machte ich Phÿsik.
Nachmittag ging ich zu Borchmann
er war aber nicht zu Hause
1 Hier geht es um die Ausweisung des bekannten Humoristen Moritz Gottlieb Saphir (1795-1858) aus München.
2 Venlo, die Leipziger Zeitung vom 20. November 1830 berichtet den Verlauf. Die Einwohner entwaffneten am 11. November einen Teil der Besatzung und öffneten den Belgiern die Tore, General Daine ist daraufhin in die Stadt eingerückt.