Tagebuch 1830 bis 1831 - Seite 75

 

 

treffen. Es war ein Brief von Mutter und
vater. Keine Anrede laß ich über dem Brief
und mit den schreklichen Worten: Du willst
mich wohl zu Tode ärgern, und nahm der Brief
sein[en] Anfang. Weiter hast du jetzt noch nichts
bewirkt, als daß du die Ruhe dein[er] Eltern
gestört hast; so endigte die Hand meiner
Mutt[er]. Zur Nachschrift hat mein
vater folgende Zeilen geschrieben: Da
H L. mit dir nicht zusammen wohnen will, so
hört:

1, deine Schule zu Ostern auf.

2, werde ich dir ein baldiges Unterkommen als
Lehrling bei ein[em] Lehrmeister verschaffen.

3, kannst du werden was du willst

4, thut mir das Geld leid, welches ich noch dazu
geb[en] muß um 1 Tag länger in B. bleiben
zu müssen.

Schmerzlicher und tiefer konnte mein Herz
nicht verwundet werden; aber ich sahe, daß ich allein
dies alles bewirkt hatte. Keine Ruhe
und kein Gewissen kam in meine Seele, schlaflose
Nächte durchwachte ich. Arbeiten konnt ich nicht
und alle Ruhe des Geists war geschwunden. In
dieser höchsten Noth erbarmte sich er Man,
welchen ich beleidigt hatte und schrieb an mein[en]