Tagebuch 1830 bis 1831 - Seite 94

 

 

(Die Ereignisse und Begebenheiten
unsrer jetzigen Zeit erwecken gewiß in je=
dem Menschen rege Theilnahme. Ganz
Europa ist in ein[en] Zustand versetzt, welchen
es seit langen Jahren nicht gehabt hat
und es sieht einer politischen Veränderung ent=
gegen, die entweder von vielen herbeige=
wünscht oder auch von vielen
gemißbilligt wird.

Den ersten Anlaß gab Frankreich und
die vielen Unruhen, welchen in nahen
Ländern Europas ausgebrochen sind, zeu=
gen dafür, daß Frankreich mächtig auf an=
dere Völker wirken kann. Wäre
der französische Aufstand nicht, so werde
wäre noch ein altes Königreich der Nieder=
landen und ein ruhiges Polen unter
Rußlands Schutz. Indeß kann
man den Aufstand der Po Fran=
zosen nicht mißbilligen; denn die Finanzen
waren unter Karl X Regierung durch die
schlechten Minister besonders Polignac1
zerüttet. Die Kammer forderte
nun die Absetzung der Minister; Karl X
hörte nicht auf Vorstellungen. Und als
bei der letzten Ministerwahl jene
22 Männer wieder gewählt und die Minister


1 Jules de Polignac (1780-1847), Premierminister.