Tagebuch 31.07.1831 bis 20.12.1831 - Seite 10

 

 

Außerdem hatten wir zu Begleitern:
HE[rrn] Kupfer mit der Gemahlin und die
Mad. Müllern, die aber schon vorausge=
eilt waren, und die wir in Fehrbellin
wieder einholten. Von Ruppin
kamen wir auf Treskow ein kleines
Dorf ohne Kirche. Hinter Treskow sahen
wir eine ungeheure Menge Trappen,1 die
den noch nicht abgemähten Roggen schön
verlasen. Nicht lange darauf langten
wir in Fehrbellin an, wo wir noch bei
Oncle ankneipten und Kaffee tranken.
Von hier aus ging es dann nach dem
Dorfe Brunnen, von Fehrbellin ½ Mei=
le entfernt; in diesem Orte war meine
Muttersmutter geboren und gestorben. Am
Kirchhofe sahen wir die verwitterte Tafel,
die schon 40 Jahre der Witterung trotzte
Ich habe Dich nicht gekannt, und meine Mutter
auch nicht, dachte ich, aber wenn Du das
warest, was du meine Mutter ist, so
ruhe deine Asche sanft und seelig bis
zum vereinten Auferstehen.

In Brunnen fanden wir eine große Me[n]ge
von Storchnestern; gleich hinter Brunnen fa[n]gen
die sogenannten Zotzen2 an, in welchem sich
eine große Menge Wild aufhält. Sie sind
beinahe 1 Meile da breit od. lang, wo


1 Großtrappe, ein auch damals schon seltener Vogel. Das Havelländische Luch ist heute einer der wenigen verbliebenen Lebensräume in Deutschland.

2 Zootzen, großes Waldgebiet.