Tagebuch 1831 bis 1832 - Seite 258

 

 

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Sonntag 13 Mai.

Ich mag es kaum mir selbst gestehen,
daß ich schon wieder in der Stum=
men
war. Ich mußte hin. Ich
will deßhalb gar nicht viel drüber schreiben.
Bader wurde zweimal gerufen. Mlle
Fournier
spielte als Stumme weit ergriffen[er]
und besser als ihre Vorgängerinn. Im
letzten Acte, wo Bader wahnsinnig wird
küßt sie ihn. Ich habe mich natürlich
sehr amüsirt. Wär ich doch lieber
nach Fidelio gegangen. Aber ich
habe mich außerordentlich gefreut. Ich schäme
mich nur, darüber etwas zu schreiben.
Die Fournier spielte doch so ergreifend,
daß Thränen beinah entstehen mußten.
Eben so Bader. Es war eine herlich
sch[w]isterliche Liebe.