Tagebuch 1833 bis 1834 - Seite 9

 

 

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Wenn die kühnen, himmelanstrebenden
Entwürfe, die in der frohen, fröhlichen Ju=
gendzeit des Jünglins Herz so mächtig
schwellen, entschwunden sind; wenn all=
mählig ruhige Ueberlegung, ernstes
Handeln an ihre Stelle treten: glüklich
dann der Mensch, dem es gelingt, nach dem
Wahren, Reinen, Höchsten nur strebend,
sein Ziel zu erreichen, und dem jederzeit
Liebe, Glaube, Hoffnung, diese drei höchsten
Himmelsgüter, die Freuden des Lebens
verschönen, die Leiden desselben erleichtern
und sein Dasein überhaupt veredeln! –
Stets werde ich mich glücklich preisen, daß das
Schicksal mich dir, lieber Möhring, entgegenführ=
te un mich in Dir einen von edlem, warmem
Eifer für alles Gute und Schöne beseelten
Jüngling finden ließ. Möchten wir noch lange,
möchten wir immer zusammen leben und uns
gemeinschaftlich des Lebens freun!
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Im Fleiß kann Dich die Biene meistern,
In der Geschicklichkeit ein Wurm dein Lehrer sein,
Dein Wissen theilest Du mit vorgegangnen Geistern;
Die Kunst, o Mensch, hast Du allein.
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Berlin den 11ten Maerz                Albert Patzig
           1833                                 (aus Berlin.)1


1 Eigenhändige Eintragung von Albert Patzig.