Tagebuch 1830 bis 1831 - Seite 201
Ruppin. Es ward mir ganz wehmüthig ums Herz,
und Geist, es wird ein[em] jeden schwer sich von denjenigen
zu trennen, die dem Herzen theuer sind.
Vater, Mutter, Geschwister, Freunde und was noch
mehr nach Alt Ruppin zieht. Die schöne Gegend, die Orte der
Kindheit? Ja alles, alles und wieder alles ist lieblich
was noch mehr der Kindheit Orte fesselt.
Montag 30 Juni Mai 31
Ich stand um 6 ½ Uhr auf. Lateinische Stunde
hatten wir nicht, weil HE[rr] Jungk nicht kam.
[am Rand Kurze Bemerkung meiner Jahre auf der Ruppiner Schule.]
Im Jahr 1825 kam ich auf Ruppin zu Ostern
in der Schule und 1830 Ostern ging ich wieder ab.
1 Jahr saß ich in Sexta, 1 Jahr in Quin=
ta, 2 ½ Jahr in Quarta und ½ Jahr in
Tertia. In Sexta war ich im Ganzen fleißig
und ebenso in Quinta. Ich gab mir recht Mühe, doch da
ich nach Quarta kam, wurde ich fauler und saß mit
Herrman Sichler zusamm[en] 2 ½ Jahr in dieser
letzt Klasse; dann kam ich nach Tertia und hier
war ich auch nicht fleißig. Bei allen Lehrern in
Ungnade, ausgenommen bei dem seeligen HE[rrn] Lehmann
und wohl auch bei HE[rrn] Könitzer. Deßhalb bat ich
meinen Vater mich nach Berlin in der Gewerbeschule
zu bringen, weil ich eine große Abneigung
gegen das lateinische hatte und meine Bitte
wurde erfüllt. Gott habe Dank! ich wurde
besser und bis jetzt hab ich im[mer] bei jeder Censur
NO 1 bekommen, außer bei der ersten, die ich
erhielt.
Besonders war ich bei dem Lehrer Krause
ganz ungeheuer in Mißkredit. Dis war aus
sehr verschiednen Gründen und es thut mir sehr leid,
wenn ich daran denke, es mit ihm zu toll
zu machen.
Von allen Wissenschaften war ich am weitesten
in der Geographie und Geschichte fortgeschritten
und ich wo sollte schon als Quartaner nach Secun-