Tagebuch 1830 bis 1831 - Seite 95

 

 


 

Karls verworfen wurden, da getraute sich der
schwache Karl die Versammlung auseinander gehen
zu lassen, seine Minister zu behalten und
die Kammer wohl gar aufzulösen. Merk=
würdig ist, daß Karl bei der Thronrede, in
seinem Eifer seinen Hut fallen liß.
Der jetzige König Louis Philipp hob ihn
wieder auf. Welche Vorbedeutung?
Karl erließ mehr strenge Ordnungen und schränkt
die Preßfreiheit ein. Alles war darüber
in Wuth und am 26 Juli 1830 Abends wurde schon
ein nicht geringer Aufruhr. Polignac konnte
kaum nach St. Cloud kommen, so erbittert
war das Volk auf ihn. Indeß wurde diesen
Tag noch kein Blut vergossen. Den 27
Juli – 29 Juli 1830 sind die glor=
reichsten Tage Frankreichs in diesem Jahr=
hundert. – Das Volk war fürchterlich wüthend. Sie
bekämpften 18,000 Mann reguläre Truppen.
Es zeichnete sich bei diesem Kampfe 1jährige
Jünglinge als Vaterlandsfreunde aus. Sie ergaben
sich dem Tode um die nachdringenden Brüder
einen Weg zu bahnen. In der äußersten
Noth übergab der König den Oberbefehl seiner
Truppen dem Herzog von Ragusa oder der
berüchtigte Marmont. Zu diesem hatten
die Royalisten das meiste Zutraun
wegen seiner militärischen Talente!
Aber Gewissensbisse folterten ihn und
er blieb lange unthätig. Endlich führte
er die Soldaten an, wurde aber – geschlagen.