Tagebuch 1831 bis 1832 - Seite 223

 

 

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Mann für Liebschaften, ja man
möchte sagen wirklich zärtliche Liebschaften
gehabt, und doch blieb er Mann und
schlug die ganze Geschichte in den
Wind, als er zur Besinnung kam.
Wenn er nun ernstlich auf die
Heirath gedacht hätte, und hätte
eine ansehnliche Stelle im juristischen
Fache erhalten, so hätte Deutschland
nimmer jenen Heroen gehabt,
dessen Unsterblichkeit erst mit der
Welt untergehen wird; so aber
verließ er Strasburg, ließ Liebe
und Glück, frohes Leben und Vergnügen
zugleich zurük, und hin nach – Italien!
Das ist ein Mann! Gleich alle
Libelei ge über den Haufen
geworfen und fort aus den Armen des weinenden
Mädchens! Göthe ist und bleibt Göthe.
Er hat den Deutschen ein Vorbild hin=
terlassen, an dem sie lange schauen
und kauen müssen ehe sie eine klare Idee