Tagebuch 1830 bis 1831 - Seite 127

 

 

Darauf ging mein Bruder R[udolph] zu ihm
hin und drükte ihm ein Stück Geld in der
Hand. Er wurde gesprächiger und führte uns herein.
Er hob den Schleier und das edle Antlitz
unser Königinn Louise schimmerte noch
im Tode lächelnd uns entgegen. Es war
aus dem feinsten Gips gearbeitet und das Haupt
mit einem Diadem umwunden. Lange be=
trachtete ich das Bild und wehmüthig verließ ich
dieses Haus.

Der Garten zerfällt in zwei Ab=
theilungen, die durch ein[en] dazwischen führenden
Weg getrennt sind. Hier bietet sich die schönste
Aussicht dar. Der groß Zirker see hat an
seinen entge[gen]gesetzten Ufer einige Landbewohner
und zur Seite schwimmen die stolzen Schwä=
ne. Weit rechts links befindet sich ein recht
hübsch und angelegtes Waschhaus und rechts
das Großherzogliche Vergnügungsschiff. Es ist
sehr bunt gemacht und Wimpel von allen Far=
ben zieren das Verdek.

Sehr vergnügt verlißen wir den Garten und am
folgenden Morgen setzt[en] wir unsre Reise
nach Alt-Streelitz fort. Diese
Stadt ist größer wie die Vorhergehende und hat
Thore. Aber sie hat ein weit schlechteres Ansehn
und ist auch schlechter gebaut. Von Streelitz