Tagebuch Ferdinand Möhring - Band 2, 1830 bis 1831
Mit diesem Band begann Möhring seine Aufzeichnungen über sein Leben. Er umfasst den Zeitraum vom Beginn seiner Abreise aus Alt-Ruppin am 24. Juni 1830 bis zum 30. Juli 1831.
Der Band ist durchgängig (bis S. 186) von Möhring selbst paginiert, in der Regel mit Tinte, teilweise mit Bleistift, allerdings hat nicht jede Seite eine Pagina enthalten. Ab S. [187] sind die Seiten nicht mehr gezählt. Die Paginierung beginnt mit der ersten beschriebenen Textseite. Davor finden sich 1 Bl., das als Titelblatt genutzt wurde, und 3 leere Bll. Da Möhrings Paginierung fehlerhaft und nicht konsequent ist, wurde für die Edition eine virtuelle Blattzählung eingeführt (147 Bl.).
Auf der Titelseite notierte Möhring: „Skizze von Deutschland von Möhring. Berlin, d 24 Juni 1830“. Der Text beginnt nach Art eines Entwicklungsromans mit dem Abschied des jungen Wilhelm von der Heimat, zunächst in der 3. Person erzählt. Schon im zweiten Satz wird dies Konzept aufgegeben und in der 1. Person fortgesetzt. Mit wenigen Sätzen ist Möhring bei einem Bericht über den Schulalltag angelangt, der rasch die Form eines Diariums annimmt, zunächst mit Datumsangaben im Text, ab S. 4 sind die Abschnitte durch die Datierung gegliedert.
Der Band begleitet Möhrings Leben als Schüler an der Klödenschen Gewerbeschule, beginnend mit dem Empfang durch den Rektor und dem ersten Höhepunkt, der Säkularfeier der Augsburgischen Konfession. Er enthält viel Schulisches, Beobachtungen vom Schulalltag und über die Lehrer, oft auch Schulstoff und private Reflexionen, Zweifel, Ängste, Nöte und Erinnerungen. Möhring fügt Listen vom Lehrerkollegium in Neuruppin und in Berlin, von seinen Mitschülern, von seinen Büchern an. Unter der Überschrift „Bruchstücke aus meinem Leben“ teilt Möhring Einzelheiten aus seinem früheren Leben mit, u. a. die Erinnerungen an eine Reise nach Neustrelitz im Jahr 1829. Im Juni besorgt er einen speziellen Band, in dem er seine Lebensgeschichte bis zum Beginn der Aufzeichnungen in diesem Band im Juni 1830 zusammenhängend darstellen möchte. Mit diesem Schreibprojekt beginnt er am 2. Juli 1830. Das Resultat ist der von Möhring selbst in seine 8bändigen Lebensaufzeichnungen Mea Vita eingereihte Band 1.
Aufmerksam registriert Möhring Zeitungsmeldungen über das aktuelle Geschehen, den Tod von Franz I., König beider Sizilien (8. Nov. 1830), den polnischen Novemberaufstand, die französische Invasion in Algerien, die Julirevolution, die ganz Europa erschütterte und die auch in Berlin Unruhen nach sich zog, die Möhring miterlebte.
Mit großer Strenge reagieren Möhrings Eltern auf kleine Verfehlungen und drohen ihm an, ihn von der Schule zu nehmen. Es gelingt Möhring, diese harte Strafe abzuwenden. Verschiedene Lehrer setzen sich für ihn ein. Er ist ein guter Schüler. Ostern gelingt ihm die Versetzung nach Secunda.
Möhring experimentiert mit Geheimschriften, die er nutzt, um Liebeserklärungen an Emma Sichler, die Schwester seines Schulfreundes Hermann Sichler, zu formulieren, und mit kryptisch wirkenden Scherzsprachen, insb. mit der Räubersprache, und einem Kauderwelsch aus verschiedenen Sprachen. Wiederholt greift er auf Ausdrücke der Pennälersprache zurück.
Den leicht diplomatisierten Gesamttext von Band 2 können Sie hier abrufen >>
Auf den folgenden Seiten finden Sie die Digitalisate und dazugehörige Transkription: